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Klärung tut längst Not

18.02.2021 Hans Egloff

Jeweils im Herbst publiziert das Bundesamt für Statistik die Leerwohnungsziffer für Miet- und Eigentumswohnungen. Demnach lag diese zuletzt bei 1,72 Prozent. Neben dem statistischen Wert und einem Hinweis auf die Marktentwicklungen hat diese Zahl auch eine politische Bedeutung. Einerseits ist deren Entwicklung regelmässig Argument für (s)einen Standpunkt im wohnungspolitischen Diskurs, andererseits ist sie auch Gradmesser für die Geltung der Formularpflicht.

Allerdings liefert diese Zahl kein wirklich verlässliches Bild des Wohnungsmarktes, werden doch Eigentums- und Mietwohnungen nicht getrennt erhoben. Zudem ist der Wohnungsmarkt dynamisch und die meisten Wohnungen stehen (im statistischen Sinne) gar nie leer, da sie dem Nachmieter direkt übergeben werden. Solche Wohnungswechsel werden statistisch nicht erfasst, denn offiziell steht eine Wohnung nur dann leer, wenn sie auf dem Markt angeboten und sofort zur Verfügung steht.

Der Leerstand einzig bei den Mietwohnungen liegt allerdings deutlich höher. Gemäss Berechnungen von Wüst Partner lag die Leerwohnungsziffer schweizweit bei 2,8 Prozent. In 17 Kantonen lag die Quote gar über 3,0 Prozent – ab diesem Wert ist von einem Überangebot zu sprechen. Hohe Nachfrage nach Wohnraum herrscht einzig in den Städten Zürich und Genf. Dies hat einerseits mit der längerfristigen Bevölkerungsentwicklung, aber andererseits insbesondere mit der Überregulierung in diesen Städten zu tun.

Die Leerwohnungsziffer ist in den vergangenen gut zehn Jahren regelmässig gestiegen. Dieser Umstand ist insbesondere durch die extrem niedrigen Zinsen und die rückläufige Zuwanderung begründet.

Gerade weil die Leerwohnungsziffer etwa in der Stadt Zürich insbesondere auch eine (wohnungs-)politische Dimension hat, müsste diese auch verlässlich und aussagekräftig sein. Der Bundesrat will die Erhebungsmethode nun überprüfen. Gut so – Klärung tut längst Not.